Digitale Gesundheitsplattform OWL
Land NRW fördert geplanten digitalen Austausch von Gesundheitsdaten mit 4,8 Millionen Euro
Das ist bundesweit einmalig und wegweisend: In der Region Paderborn wird in den kommenden drei Jahren eine digitale Vernetzung zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten aufgebaut. Am 8. Januar fand die Kick-Off-Veranstaltung für dieses Leuchtturmprojekt statt.
Wo heute noch Daten analog ausgetauscht werden, wird zukünftig eine standardisierte, digitale Kommunikation möglich sein. Briefe oder Faxe gehören damit der Vergangenheit an, Datenträger werden nicht mehr von einem Arzt zum anderen getragen und Informationen werden nicht mehr mühsam händisch in verschiedenen Systemen erfasst. Zukünftig wird der Austausch von Gesundheitsinformationen standardisiert und automatisch über die Digitale Gesundheitsplattform OWL erfolgen und alle Krankenhäuser mit den niedergelassenen Ärzten der Region digital vernetzen. Angeschoben wird das Leuchtturmprojekt durch das Land Nordrhein-Westfalen, das 4,8 Millionen Euro Fördergelder im Rahmen des Programms „Digitale Modellregionen“ für die Umsetzung bereitstellt. Die weiteren Kosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro werden von den acht Projektpartnern aus Eigenmitteln getragen. Nachdem der Förderbescheid am 05. Dezember symbolisch von Digitalminister Pinkwart an Bürgermeister Michael Dreier übergeben wurde, übergab Vize-Regierungspräsidentin Anke Recklies den Bescheid nun offiziell an die Projektverantwortlichen: „Die Digitale Gesundheitsplattform OWL gehört zu den Leuchttürmen der Digitalen Modellregion OWL und realisiert einen zeitgemäßen Ansatz im Management der Gesundheitsversorgung. Die Digitalisierung steht hier konsequent im Dienste der Gesundheit und im Dienste der Menschen.“
Im Vordergrund des Projektes steht die Kommunikation zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern. In vier konkreten Anwendungsfällen sollen Informationen digital ausgetauscht werden: Arztbriefe, Bilddaten (z.B. Radiologie), Medikamentenpläne sowie Überweisungen. „Somit wird der Informationsfluss signifikant beschleunigt und qualitativ auf ein deutlich höheres Niveau gehoben. Die enge Vernetzung und Kooperation der einzelnen Versorgungseinrichtungen ist entscheidend für die Steigerung der Qualität und Effizienz des gesamten Gesundheitssystems“, fasst Martin Wolf, Vorstand im St. Johannisstift und Sprecher des Projektkonsortiums, die wesentlichen Vorteile zusammen. Herzstück der Plattform ist ein zentraler Patienten- und Dokumenten-Index, der Adressinformationen (Metadaten) von vorhandenen Gesundheitsdaten speichert und bereithält, jedoch nicht die sensiblen Gesundheitsdaten selbst. Dieses Verfahren hat sich in anderen Ländern bereits etabliert. „Höchster Datenschutz und maximale Datensicherheit sind wichtigste Voraussetzungen für ein funktionierendes System“, betont Tomas Pfänder, Vorstand von UNITY. „Durch diesen sicheren und vor allem standardisierten technischen Ansatz ist die Lösung auch in andere Regionen übertragbar.“ Die Plattform ist ebenfalls in der Lage, flankierende Dienste, wie eine elektronische Patientenakte, die ab 2021 bundesweit umgesetzt werden soll, einzubinden. Perspektivisch kann die Austauschplattform von weiteren, an der Behandlung beteiligten Akteuren, genutzt werden, beispielsweise von Einrichtungen der Altenhilfe, Reha-Einrichtungen sowie von Apotheken. Die Stadt und der Kreis freuen sich darüber, dass das Projekt eine bedeutende Verbesserung der Versorgungsqualität in der Region bewirken und Strahlkraft über die Region hinaus entwickeln wird.
Projektpartner sind die fünf hiesigen Krankenhäuser im Kreis Paderborn: Das Brüderkrankenhaus St. Josef, das St. Johannisstift, das St. Vincenz Krankenhaus mit den Standorten in Paderborn und Salzkotten, die Karl-Hansen-Klinik in Bad Lippspringe und die LWL-Klinik Paderborn. Der Bereich der niedergelassenen Ärzte wird mit dem Praxisnetz Paderborn als weiterem Partner gebündelt.