"Kümpe"
Kümpe werden in Paderborn historische Wasserbecken genannt, in die im Mittelalter das Paderwasser mit Hilfe eines Pumpensystems ("Wasserkunst") befördert wurde. Heute gibt es noch Kümpe vor dem Rathaus, am Kamp und vor der Franziskanerkirche.
"Kümpe" werden in Paderborn die Wasserbecken genannt, aus denen die Paderborner Bürger einige Jahrhunderte lang ihr Wasser schöpften.
Wie kam das Wasser in die Kümpe?
Durch hölzerne Rohrleitungen pumpte man schon im 15. Jahrhundert Paderwasser aus dem Quellgebiet in diese "Kümpe" genannten Wasserbecken, die man über die Innenstadt verteilt eingerichtet hatte. Mehr darüber lesen Sie weiter unten.
Alte Kümpe findet man heute noch vor dem Rathaus, vor der Franziskanerkirche (in der Westernstraße) und am Kamp (mit Liboriusdenkmal). Der moderne Neptunbrunnen auf dem Marktplatz erinnert an das im Zweiten Weltkrieg zerstörte barocke Vorbild.
Die historische Wasserversorgung Paderborns
Über tausend Jahre lang, bis zum Jahr 1929, war das Wasser der Pader im Alltag der Paderborner Bürger unverzichtbar: Trinkwasser, Brauchwasser und vor allem Löschwasser - die ständig schüttenden Quellen lieferten es im Überfluss.
Im Mittelalter wurde Paderborn wiederholt von verheerenden Feuersbrünsten heimgesucht. So schnell, wie sich das Feuer im damals üblichen Fachwerk der Häuser ausbreitete, konnte das Löschwasser nicht an den jeweiligen Brandherd gebracht werden.
So war es die Brandkatastrophe von 1506, der 300 Häuser zum Opfer fielen, die den Paderborner Rat dazu bewegte, vorbeugende Brandschutzmaßnahmen zu ergreifen und die Löschwasserversorgung auch abseits der Quellen und Flußarme grundlegend zu verbessern.
1523 ließ die Stadt an der Börnepader eine "Wasserkunst" errichten. Die Kraft des fließenden Paderwassers wurde über ein Wasserrad auf eine Kolbenpumpe übertragen, die über ein Rohrleitungssystem Wasser "künstlich" bergauf in die höher gelegenen Stadtteile beförderte. Dort befanden sich große steinerne Becken, die Kümpe, aus denen die Paderborner Bevölkerung Wasser zum Löschen, aber natürlich auch für die alltäglichen Lebensbedürfnisse schöpfen konnte.
Das Paderwasser gelangte zunächst über eine Druckleitung in den höchstgelegenen Kump am Kamp, von wo es sich über Rohrleitungen auf mehrere andere, tieferliegende Kümpe am Kamp beim heutigen Bischofspalais, auf dem Marktplatz, vor dem Rathaus, auf dem heutigen Marienplatz und in der Westernstraße vor dem Franziskanerkloster verteilte.
Zur Versorgung von Jesuitenkolleg und Kapuzinerkloster mit Wasser gab es neben der städtischen Wasserkunst seit 1604 die Jesuitenwasserkunst an der Börnepader und seit 1626 die Kapuzinerwasserkunst an der Dielenpader.
Ab 1887 wurde das Paderwasser in ein neues Leitungsnetz mit Hausanschlüssen geleitet, und die Kümpe verloren ihre unmittelbare Bedeutung für die Wasserversorgung der Paderborner Einwohner.
Mangelnde Trinkwasserqualitäten verursachten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts europaweit auftretende Cholera- und Typhusepidemien und machten auch in Paderborn grundlegende Veränderungen in der Wasserversorgung erforderlich. So wurde das Wasser seit 1902 durch eine Ozonierungsanlage entkeimt, seinerzeit eine der modernsten Anlagen dieser Art in Europa. Weiter steigende Ansprüche an die Trinkwasserversorgung führten aber schon bald zum Ende der Wasserversorgung aus der Pader.
1929 löste das Sennewasserwerk am Diebesweg, wo zunächst Grundwasser aus den Sennesanden, seit Ende der 60er Jahre Tiefenkarstwasser aus 300-400 Meter tiefen Brunnen gefördert wird, die alte Paderborner Wasserkunst ab. Heute erinnern nur noch eine Straßenbezeichnung und die zu Springbrunnen umgestalteten Kümpe an die historische Wasserversorgung Paderborns.