Forschungsdesiderate zu Liborius von Le Mans und dem Liborifest
Zahlreiche Forschungsdesiderate zu Liborius von Le Mans und dem Liborifest werden im folgenden beispielhaft aufgezeigt.
Forschungsdesiderate zu Liborius von Le Mans (4./5. Jh.) und zur 1200jährigen Geschichte des Liborifestes (836 bis heute)
1. SPÄTANTIKE - Liborius, Bischof von Le Mans (Cenomannum), ca. 312/339-397/424, die historische Person / biographische Forschung
Hierzu ist für das große Jubiläum 2036 (1200 Jahre Reliquienübertragung im Jahre 836 von Le Mans nach Paderborn) in Arbeit Band 3 der Reihe „Analecta Liboriana“ der Liborius-Gesellschaft Paderborn, Erscheinungsjahr Herbst 2026, zugleich Forschungsprojekt des Erzbischöflichen Stuhls zu Paderborn (de Vry/Helmig).
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Der gallische Episkopat und erste Metropolitanstrukturen – Martin von Tours als Metropolit und Liborius von Le Mans als Suffraganbischof
- Martin von Tours und Liborius von Le Mans in den Viten und Translationsberichten anderer Heiliger
- Liborius von Le Mans als Bischof im gallischen Episkopat der Spätantike
- Etymologische Forschungen zum Namen „Liborius“
- Leporius als Anhänger des Pelagianismus und Augustinus von Hippo – Überlegungen zur Personenidentität von Leporius, dem Autor des „Libellus emendationis sive satisfactionis ad episcopos Galliae" und Liborius von Le Mans
- Kritische Aufarbeitung der Amtsfolge der Bischöfe von Le Mans auf der Grundlage der Forschungen von Margarete Weidemann (ehemals Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, jetzt Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, RGZM)
- Pavatius, der Vorgängerbischof des Liborius von Le Mans, seine Vita und seine Reliquien
- Untersuchungen zur neu aufgefundenen Pavatius-Vita aus dem 9. Jahrhundert in Paris (Petit Palais, Musée des Beau-Arts) und Parallelen zur Schriftlichkeit über Liborius
- Die Grabeskirche des Bischofs Liborius von Le Mans jenseits der Sarthe (duodecim Apostolorum, St. Victeur) und die Aufbewahrung der sterblichen Überreste der ersten Bischöfe von Le Mans in Steinsarkophagen
- Die handschriftliche Überlieferung der Viten der ersten Bischöfe von Le Mans (Julian bis Victurus)
- Der Sterbeort des Liborius am römischen Forum in Le Mans
- Welchen Einfluss hatte die Würzburger Kuratel in den Anfängen der Paderborner Kirche auf die Auswahl des Liborius als Heiligen für das neugegründete Bistum?
- Wer gab die Erarbeitung der Translatio des sog. Paderborner Anonymus in Auftrag? Badurad, Luithard oder Biso?
- N.N.
2. DIE TRANSLATIO 836
Vorbemerkung: Die komplette handschriftliche Überlieferung erscheint 2026 in Band II der Manuscripta Liboriana (Analecta Liboriana Band 3)
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Untersuchungen zur Trias Ludwig der Fromme, Badurad von Paderborn und Alderich von Le Mans in Bezug auf die Vereinbarung zur Übertragung des hl. Liborius
- War Bischof Badurad von Paderborn vor der Translatio des Jahres 836 am Liborius-Grab in Le Mans?
- Studien über die Erwähnung der Liborius-Überführung im Jahr 836 in mittelalterlichen Chroniken. Welche Ableitungen ergeben sich daraus zur überregionalen Bedeutung dieses Ereignisses im Mittelalter? Welche Rolle spielen die nicht mehr erhaltenen Annales Patherbrunnenses?
- Die Entwicklung der Liturgie des Liborifestes ab 836 in Paderborn
- Die Liborius-Liturgie in den Kalenderblättern der Kirche von Le Mans und dem Westfrankenreich: Elevatio, Translatio, Adventus, Natalis
- Die Liborius-Liturgie in den Kalenderblättern im sächsischen Bereich: Elevatio, Translatio, Adventus, Natalis
- Der Todestag des Bischofs Liborius von Le Mans. 9. Juni (Le Mans) vs. 23. Juli (Paderborn).
- „Archidiaconus“ Meinolf von Böddeken als vermutlicher Leiter der Delegation der Translatio 836. Zusammenstellung und kritische Edition seiner Viten
- Überlegungen zur Überlieferungsgeschichte der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine. War es Gobelin Person selbst, der die Vita und Translatio in die Legenda Aurea in Ms. II des Bielefelder Ratsgymnasiums hinzugefügt hat? War er Auftraggeber?
- Liborius in Inkunabeln. Welche Vorlagen haben den Druckern vorgelegen?
- Der Weg der Translatio von der Rheinüberquerung bis nach Paderborn. Neuere Forschungen zum Weg der Translatio in Westfalen.
- Fanden 836 Statio und hl. Messe in Salzkotten auf dem Sinterfelsen statt?
- N.N.
3. DIE RELIQUIEN DES HL. LIBORIUS
Dieses Thema ist eines der großen Forschungsprojekte der nächsten Jahrzehnte. Partikel der Reliquien des hl. Liborius befinden sich heute in allen fünf Erdteilen. Ähnlich wie die Zusammenstellung des Gesamtkorpus der Manuscripta Liboriana stellt ein Verzeichnis der Reliquien des hl. Liborius nach ihrem heutigen Aufbewahrungsort ein ausgesprochenes Desiderat der Forschung dar. Die Erarbeitung des Gesamtkataloges erfolgt durch den Erzbischöflichen Stuhl zu Paderborn.
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Untersuchungen zum 836 in Le Mans verbliebenen „brachium dextrum“ des Liborius von Le Mans (wird derzeit erarbeitet von Prof. de Vry im Auftrag des Erzb. Stuhls zu Paderborn)
- Die großen Dombrände im Jahre 1000 und 1058 und ihre Auswirkungen auf das Korpus der Liboriusreliquien im Hohen Dom zu Paderborn
- Raub der Reliquien des hl. Liborius 1622 durch Christian von Braunschweig und Rückgabe derselben, Bericht des Jesuiten Erlewein in den Acta Sanctorum
- Der weltweite Handel mit Liboriusreliquien auf Auktionen und im Internet
- Verbringung der Liborius-Reliquien 1631 in den Hohen Dom zu Münster und dortige Entnahme von Reliquien aus dem Liborischrein
- Liborius-Reliquien als Geschenke an die Päpste Alexander VII. (Fabio Chigi) und Clemens IX. (Giulio Rospigliosi) – Verkündigung des Festes des hl. Liborius für die Weltkirche durch Clemens IX.
- Forschungen zu den handschriftlichen Vorlagen des Berichtes über die Rückführung der Liborius-Reliquien 1622-1627 durch Johann Carl Erlenwein, verfasst im Auftrag von Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg.
- Wie fand eine Liborius-Reliquie aus Paderborn den Weg in die Kirche von St. Libory (St. Clair County, Illinois, USA)?
- N.N.
4. DIE GROSSEN LIBORIJUBILÄEN DER PADERBORNER KIRCHE
Vorbemerkung: Die großen Jubiläen bedürfen einer ausführlicheren Untersuchung als dies bislang erfolgt ist. Nur wenig ist bekannt über die einzelnen Jubiläen (und Zwischenjubiläen) vom 12. bis zum 17. Jh. Dabei war für die Kirche von Paderborn stets die Translatio eigentlicher Grund für die Feier eines Jubiläums, obwohl der Todestag den liturgisch höheren Festtag darstellt. Zuletzt hatte Kardinal Degenhardt den 1600. Todestag des hl. Liborius 1997 besonders gefeiert.
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Das Liborijubiläum 1036
- Das Liborijubiläum 1736
- Das Liborijubiläum 1836
- Das Liborijubiläum 1936
- Das Liborijubiläum 1986
- N.N.
5. DIE WELTWEITE LIBORIUS-VEREHRUNG
Vorbemerkung: Dieses Thema ist ebenfalls sehr umfangreich, da der hl. Liborius in allen Erdteilen verehrt wird, und allein die Ausbreitung der Liboriusverehrung in Italien kaum erschöpfend behandelt werden kann. Immer noch sind Grundlage die Forschungen des Kirchborchener Pfarrers Dr. Conrad Mertens (damals auch Vorsitzender des Altertumsvereins) in seiner 1873 in Freiburg i.Br. eingereichten Disseration.
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Conrad Mertens und sein Standardwerk über die Liborius-Verehrung in aller Welt. Die Quellen, Arbeitsweise und Aktualisierung
- Forschungen zum Sondergut der italienischsprachigen Fassung des Berichts der Reliquienüberführung des Hl. Liborius aus Amelia
- Welche Rolle spielte der Paderborner Kapuziner-Guardian Bonaventura von Rüthen, Beichtvater des Abtes Pellegrino Carleni, später Bischof von Amelia, bei der Verbreitung der Liborius-Verehrung während der westfälischen Friedensverhandlungen in Münster?
- Welche Einflüsse hatte der von westfälischen Mitgliedern geprägte und vom Bischof von Riga im 13. Jahrhundert gegründete Schwertbrüderorden darauf, dass Liborius Einzug in das berühmte Missale Rigense aus dem 15. Jahrhundert erhält?
- Die Liborius-Verehrung in Osteuropa
- Die Liborius-Verehrung auf Malta
- Die Ausbreitung der Liborius-Verehrung in Italien
- Die Liborius-Verehrung in Australien
- Die Liborius-Verehrung auf dem Balkan, besonders im heutigen Kroatien
- Die Liborius-Verehrung in Nordeuropa und die Ausbreitung der Namensgebung in den nordeuropäischen Ländern
- N.N.
6. DIE POLITISCHE DIMENSION DES LIBORIFESTES
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Verabredung der Übertragung der Liboriusreliquien durch Kaiser Ludwig den Frommen vor dem Jahr 836 mit Badurad und Aldrich
- Der „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ aus dem Jahr 836 und seine große Bedeutung für heutige Generationen
- Besuch von Königen und Königinnen, Staats- und Ministerpräsidenten auf dem Liborifest
- Der Schutzbrief König Ludwigs XIV. für die Paderborner Kirche im 17. Jh.
- Der Nuntius Fabio Chigi und die politische Dimension des hl. Liborius bei den westfälischen Friedensverhandlungen zur Beendigung des 30jährigen Krieges 1618-1648
- Verleihung der Liborius-Medaille für Einheit und Frieden in der Welt (coadunare et pacificare digneris) durch den Erzbischof von Paderborn
- N.N.
7. DAS STEINPATRONAT DES HL. LIBORIUS
Vorbemerkung: Hier gibt es naturgemäß Überschneidungen zu den anderen Themenbereichen. Das Sujet ist aber so umfangreich, dass es in einem gesonderten Abschnitt behandelt werden muss.
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Nuntius Fabio Chigi und seine Zuflucht zum hl. Liborius in Münster und in Rom als Papst Alexander VII.
- Papst Clemens IX., sein Steinleiden und der hl. Liborius
- Das kalkhaltige Wasser des Paderborner Landes als Ursprung für das Steinpatronat des hl. Liborius
- Erzbischof Werner von Mainz‘ Pilgerreise an das Grab des hl. Liborius nach Paderborn zur Linderung seines Steinleidens
- Heutige Votivgaben in der Krypta des Hohen Domes zu Paderborn und Segnung von Nierenlithotriptern auf den hl. Liborius
- Berühmte Nierenkranke, die ihre Hilfe beim hl. Liborius gesucht haben
- Das Patronat des hl. Liborius in der Abteilung für Urologie der Semmelweiß-Universität in Budapest
- Das Patronat des hl. Liborius bei Steinleiden in mittelalterlichen Handschriften
- Darstellung der Heilung von Steinkranken durch den hl. Liborius auf Gemälden und Drucken
- N.N.
8. DER PFAU ALS ATTRIBUT DES HL. LIBORIUS
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Die Entstehung der Pfauensage durch Clementini d’Amelia im 17. Jh.
- Haben die Gesandten des Paderboner Bischofs in Le Mans 836 ein sog. Flabellum mit nach Paderborn genommen?
- Antecessor eius erat Pavatius – hat Clementini d’Amelia den hl. Pavatius als Inspiration für seine Vorlage genommen?
- Der Pfau als Identität einer ganzen Stadt – Pfauendarstellungen im Stadtgebiet
- Der Pfauenwedel des liborianischen Ensembles – Entstehung und unterschiedliche künstlerische Ausfertigung durch die Jahrhunderte
- N.N.
9. Liborius in der Kunst
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Imago Sancti Liborii – der hl. Liborius in der bildenden Kunst (im Anschluss an die Arbeiten von Prof. K.J. Schmitz und Prof. Christoph Stiegemann)
- Der hl. Liborius in der druckgraphischen Kunst. Erscheint im Herbst 2025 als Band II der Analecta Liboriana (Prof. Stork)
- Darstellungen des hl. Liborius in US-amerikanischen Kirchen und anderen Bauwerken des 19. und 20. Jahrhunderts
- Die Liborius-Kapellen in Paderborn
- N.N.
10. DAS LIBORI-TRIDUUM
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Die Entstehung des Libori-Triduums von Samstag bis Dienstag der Liboriwoche und seine Ausweitung auf die Oktav zu den großen Jubiläen
- Die erstmalige Prozession zur Erhebung der Reliquien des hl. Liborius in der Krypta des Hohen Domes zur Eröffnung des Liborifestes durch Nuntius Eugenio Pacelli auf dem Liborifet 1927
- Der Vorschlag von Kurienkardinal Eugène Tisserant auf dem Liborifest 1958 zu einer Prozession über den Domplatz zur Beisetzung der Liborireliquien
- Die Entstehung der Liturgie der Pontifikalvesper zur Eröffnung des Liborifestes
- Die unterschiedlichen Bearbeitungen der Texte und Lieder der Festandacht am Liboridienstag mit Repositio der Reliquien des hl. Liborius
- N.N.
11. DAS WELTLICHE LIBORIFEST
(im Folgenden nur ausgewählte beispielhafte Desiderate)
- Libori ist Paderborn und Paderborn ist Libori (Prof. Schieffer) – das Liborifest als eines der bekanntesten deutschen Volksfeste
- Die einmalige Mischung aus kirchlichen und weltlichen Feiern
- Die Geschichte des Liborimahls
- Die Liborius-Gesellschaft Paderborn: Entstehung, Geschichte und Bedeutung (in Arbeit als Aufsatz zum 25jährigen Bestehen in der WZ, Prof. de Vry)
- Der Paderborner Bürgerschützen-Verein und das Liborifest
- Die Ausgestaltung und Entwicklung des Programms der Liboriwoche
- N.N.
de Vry/Helmig, 5.7.2025
