Älteste bislang bekannte fotografische Stadtansicht stammt aus dem Jahr 1862
Stadt- und Kreisarchiv untersucht sehr frühes Foto der Mariensäule
Dienstag, 11. Februar 2025 | Stadt Paderborn - In den vergangenen Jahren verzeichnete das Stadt- und Kreisarchiv umfangreiche Bildzugänge, unter denen sich mancher Schatz befand. Sofern es die Zeit erlaubt, wird die Geschichte des ein oder anderen Schmuckstücks genauer untersucht. So auch im Fall der ältesten bekannten fotografischen Stadtansicht, die ohne weitere Angaben wie Datierung und Urheberschaft ins Archiv gelangt ist: Ein sehr frühes Foto der Mariensäule.
Die Mariensäule hat ihren ideellen Ursprung im 1854 von Pius IX. verkündeten Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens und wurde im Dezember 1861 eingeweiht. Das Foto ist 6,2 x 10 cm groß und auf Karton von etwa 7 x 11 cm aufgebracht, es handelt sich um eine sogenannte Carte de Visite. Diese Art zu fotografieren wurde 1854 patentiert, machte die noch junge Bildtechnik sehr viel billiger und verschaffte ihr auch in mittleren Städten wie Paderborn den kommerziellen Erfolg. Dies war später bei Wilhelm Köppelmann zu sehen. Eingeweiht wurde das Denkmal am 8. Dezember 1861, genau sieben Jahre nach der Verkündigung des Dogmas. Auf dem Foto ist die junge Mariensäule lediglich von einem Holzzaun umgeben, der nur als Provisorium gedacht war. Denn bereits am 2. April 1862 suchte das Marien-Comité, das die Statue initiiert hatte, per Zeitungsinserat einen Schlossermeister, der daran interessiert war, die Statue mit einem schmiedeeisernen Gitter zu umgeben. Wann dies dann geschehen ist, ließ sich bislang nicht herausfinden, spätestens aber 1869. Dies zeigt ein Foto, das in dem Jahr zusammen mit acht weiteren Stadtansichten von Ferdinand Schöningh zum Kauf angeboten wurde. Nach dem Umbau der Anlage 1892/93 zu einem Brunnen bekam das Denkmal seine heutige Gestalt.
Erstmals im Januar 1863 inserierte Ferdinand Schöningh neben Porträtaufnahmen von Papst Pius IX., Bischof Conrad Martin und Weihbischof Freusberg eine, freilich zu den Personen thematisch passende, Fotografie einer Paderborner Stadtansicht, nämlich der im Dezember 1861 eingeweihten Mariensäule. Dieses Foto, und um dies handelt es sich mutmaßlich bei dem beschriebenen Stück, muss also 1862 aufgenommen worden sein; die kahlen Bäume deuten sogar auf Ende des Jahres hin. Als Paderborner Urheber des Bildes kommen die Fotografen Wilhelm Köppelmann und Carl Willcke in Frage. Wie bekannt, kam Köppelmann 1851 von Soest nach Paderborn, um als Kupferschläger bei der jungen Eisenbahn tätig zu werden. Nebenbei bot er in der Rosenstraße die Anfertigung von Daguerreotypien an, eine frühe Art von Fotografien. Doch das Geschäft ging vermutlich ein. Denn im Februar 1863 meldete er, dass er sein Atelier in der Rosenstraße wiedereröffnet habe. 1867 erfolgte sein Umzug in das bekannte Atelier in der heutigen Leostraße und die Erfolgsgeschichte der Fotografendynastie nahm ihren Lauf. Carl Willcke hingegen war nur wenige Jahre in Paderborn. 1862 kam er in die Paderstadt und bot am Marienplatz 18 seine Dienste an, 1865 wechselte er an den Le-Mans-Wall 5. Mit nur 40 Jahren starb er unverheiratet und kinderlos 1871 an Lungenlähmung, bereits zwei Jahre zuvor hatte das Atelier einen neuen Besitzer bekommen. Entscheidend ist jedoch das Jahr 1862, als Willcke praktisch direkt neben der Mariensäule sein Atelier betrieb. Damals bestand das fotografische Gewerbe fast ausschließlich aus der Porträtfotografie, in Paderborn wurden Stadtansichten nachweislich erst ab 1869 angeboten, mit Ausnahme der Mariensäule von 1862.
Die Entstehungszeit des Fotos im Jahr 1862, das neue Atelier in unmittelbarer Nachbarschaft am Marienplatz im selben Jahr und der vorübergehende Niedergang des Köppelmannschen Ateliers in der Rosenstraße weisen am ehesten auf Carl Willcke als Urheber hin. Damit ist wieder ein kleines Stück Paderborner Fotogeschichte geschrieben.
Aber was ist schon sicher? Denn in der Fotosammlung des Archivs gibt es eine Ansicht des Marktes, die möglicherweise älter ist. Allerdings nicht im Original, sondern nur als Reproduktion aus dem Jahr 1942 von Paul Michels. Er datiert die Vorlage zwar auf um 1870, doch zeigt das Repro eine spiegelverkehrte Ansicht. Dies deutet darauf, dass es sich um eine Daguerreotypie handelt, die dann älter wäre. Zumal diese Ansicht, nicht spiegelverkehrt, auf einer Postkarte aus der Zeit um 1900 auf 1850 datiert ist. Hier sind Forschungen des Stadt- und Kreisarchivs noch zu keinem Ergebnis gekommen.
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