Rat gibt grünes Licht für Stadthaus-Neubau
Mit den Stimmen von CDU, SPD, Bündnis90/Die Grünen und Linksfraktion/Offene Liste hat der Paderborner Stadtrat am Donnerstagabend die Realisierung des neuen Stadthauses am Abdinghof beschlossen.
Das Projekt beinhaltet den Abriss des Gebäudes über den Arkaden sowie des Gebäudes zum Marienplatz hin, deren vollständige Neukonzeption inklusive eines umfangreichen Bürgerservice-Angebotes sowie die Neugestaltung der dazugehörigen Plätze mit Ausnahme des Marienplatzes. Letzterer ist wie vom Rat ebenfalls beschlossen nicht Gegenstand des weiteren Verfahrens.
Das neue Stadthaus sei ein Haus der Bürgerinnen und Bürger, ein Treffpunkt, ein attraktives Dienstleistungszentrum und damit ein Meilenstein für die Innenstadt, betonte Bürgermeister Michael Dreier in der Sitzung. Darüber hinaus sei das Stadthaus ein wichtiger Meilenstein für die Umsetzung der Klimaschutzziele der Stadt.
Das neue Stadthaus soll ein energetischer Leuchtturm für den städtischen Gebäudebestand werden. Es soll CO2-neutral betrieben werden und eine Zertifizierung nach den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen erhalten. Mit dem Stadthaus wird ein energetisches Gesamtniveau angestrebt, das vergleichbar ist zu einem Passivhaus Plus. Auf den Dächern des Neubaus ist großflächig Photovoltaik vorgesehen, mit der ein Großteil der im Gebäude benötigten Energie erzeugt wird.
Herzstück der neuen Verwaltung soll ein moderner Bürgerservice werden, der seinen Nutzerinnen und Nutzern im Zeitalter der Digitalisierung Verwaltungsdienstleistungen optimal zur Verfügung stellt. Außerdem soll das neue Dienstleistungszentrum am Marienplatz mit Einwohneramt, Café, Kinderbibliothek, Tourist-Info, Ticket-Center und vielem mehr ein Begegnungszentrum für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt werden.
Für den Neubau soll der Siegerentwurf des „Hochbaulich-freiraumplanerischen Wettbewerbs Am Abdinghof“ des Architekturbüros behet bondzio lin architekten aus Münster mit der Planergruppe Oberhausen umgesetzt werden. Daneben sollen die Gebäude oberhalb des derzeitigen Abdinghof-Parkplatzes sowie zur Abdinghofkirche hin saniert werden.
Durch die Beschlussfassung werden nun die ersten Planungsphasen auf den Weg gegeben. Es ist vorgesehen, dass Vor- und Entwurfsplanung als Zwischenergebnisse dem Rat zur Entscheidung vorgelegt werden, um anschließend noch einmal über die Fortführung der Planung und deren Realisierung zu beschließen. Die Entwurfsplanung soll im Oktober 2021 vorliegen.
Der Rat der Stadt Paderborn hatte erstmals mit Beschluss vom 15. November 2018 die Realisierung des Projektes beschlossen. Diese Ausgangsentscheidung wurde mit Beschluss vom 18. Juni vergangenen Jahres aufgehoben. Gleichzeitig wurde festgelegt, dass entgegen dem Wettbewerbsergebnis die zwölf Linden auf dem Marienplatz zu erhalten seien und die bestehende Führung der Busspur am Marienplatz beibehalten werde. Der Bürgermeister wurde beauftragt, eine umfassende Bürgerbeteiligung durchzuführen, deren Ergebnisse in Abstimmung mit dem Rat und seinen Ausschüssen in den Planungsprozess einzubringen seien, und dem Rat einen geänderten Entwurf auf Basis der Entscheidung des Preisgerichtes vorzulegen. Die Beschlussvorlage enthält nun 26 Handlungsempfehlungen, die auf den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung basieren.
Der daraus entwickelte Vorschlag der Stadtverwaltung sieht unter anderem vor, dass das Gebäude in seiner Front um zwei Fensterachsen zurückspringt. Die Anpassung der Gebäudefront erfolgt vor dem Hintergrund der neuen Voraussetzungen am Marienplatz.
Die grundsätzliche Lage des Haupteingangs am Marienplatz soll in dem anstehenden Planungsprozess erhalten und weiterentwickelt werden. Auch eine Weiterentwicklung des Konzepts für einen attraktiven Bürgerservice mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten, sieht die Beschlussvorlage vor.
Weitere Aspekte betreffen unter anderem die Gestaltung des Außenbereichs. Hier sei laut Beschlussvorlage der Grünanteil zu erhöhen, womit auch der Wunsch nach Förderung der Biodiversität aufgenommen wird. Im Bereich der Nachhaltigkeit sollen Aspekte wie Baumerhaltung, Aufenthaltsqualität, stadtklimatische Gesichtspunkte und die Wiederherstellung von Sichtachsen in Einklang gebracht werden. In Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit des Stadthauses zählt die Optimierung der Lebenszykluskosten zu den Handlungsempfehlungen für den weiteren Planungsprozess. Über den Fortgang des Planungsprozesses und den damit verbundenen aktuellen Sachstand der Kostensituation einschließlich der Lebenszykluskosten soll die Öffentlichkeit informiert werden. Für den Neubau am Marienplatz sind 49,5 Millionen Euro vorgesehen. Dieser Kostenrahmen soll eingehalten werden. Preissteigerungen wie beispielsweise im Handwerk oder für eine hohe energetische Ausstattung des Gebäudes sind bereits eingerechnet.