Tiere und Pflanzen
Zahlreiche Arten von Tieren und Pflanzen profitieren von der Umgestaltung - und längst nicht alle mögen's nass.
Krebsbachtal erlebt Sukzession - Röhrichte und Gehölze entwickeln sich
Oktober 2025: Nachdem die Vegetationsentwicklung in den ersten beiden Jahren seit der Herstellung zunächst überschaubar war, kommt die sogenannte Sukzession nun aber mächtig in Schwung: Das neue Bachtal wird zunehmend auch durch hohe Röhrichte und aufkommende Gehölze geprägt.
Der Breite Rohrkolben (Typha latifolia) war schon länger vorhanden, nun kommt an mehreren Orten aber auch das Schilf (Phragmites australis) hinzu. Mit langen Ausläufern kann es, einmal fußgefasst, in kurzer Zeit große Bestände bilden. Parallel kämpfen auch Baumweiden (Salix spec.) und Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa) um Licht. Langfristig dürften sie überwiegend die Nase vorn haben und durch zunehmende Beschattung viele Schilfarten verdrängen.
In den unmittelbaren Uferbereichen von Bach, dauerhaften Pfützen und Tiefenzonen dominieren weiterhin Arten der Bachröhrichte und feuchter Staudenfluren. Dazu zählen Sumpf-Vergissmeinnicht (Mysotis scorpioides agg.), Binsen (Juncus spec.), Hänge-Segge (Carex pendula), Wasserminze (Mentha aquatica), Bach-Ehrenpreis (Veronica beccabunga) und viele mehr. Vielen dieser Arten fehlen heute häufig naturnahe Bachläufe, so dass sie vom neuen Krebsbach stark profitieren. Zugleich bieten zahlreiche von ihnen einer Vielzahl von Insekten Lebensraum und Nahrung.
zahlreiche Insekten tummeln sich am Krebsbach
Mai 2025: Viele verschiedene Libellen, Sandwespen und -bienen, Käfer und Schnecken leben bereits im neuen Krebsbachtal.
Zu ihnen zählt die Frühe Adonislibelle. Sie kann bereits im Frühling beobachtet werden. Zur Paarung bilden Weibchen und Männchen ein sogenanntes Paarungsrad. Nach der Befruchtung werden die Eier anschließend vom Weibchen unter Wasser an Pflanzenteile geheftet. Den Winter über leben die sich entwicklenden Larven dann im Bach. Im Frühjahr verlassen die Larven das Wasser. Die ausgebildeten flugfähigen Insekten (Imagines) lassen die leere Hülle der Larve (Exuvie) schon bald zurück und suchen sich einen Partner: Der Zyklus beginnt von vorn.
Ähnlich ist es bei der Hufeisen-Azurjungfer, die ihren Namen von einer schwarzen Markierung auf dem zweiten Hinterleibssegment hat. Sie ist eine unserer häufigsten Libellen.
Immer mehr Solitär-Bienen und Solitär-Wespen nutzen die eigendynamisch entstandenen Sandwände im Randbereich des Krebsbachtales. Von Nahem sehen diese steilen Abbrüche aus wie Gebirgsflanken. Im Unterschied zu den bekannteren staatenbildenden Bienen und Wespen graben die Arten am Krebsbach Löcher, die sie lediglich für die Anlage von Brutzellen nutzen, in denen sich bis zum Folgejahr zunächst die Larven aus den abgelegten Eiern und anschließend die ausgewachsenen Bienen bzw. Wespen entwickeln.
Pflanzen und Tiere richten sich ein
Juni 2024: Im zweiten Jahr nach der Umgestaltung schreitet die Besiedlung des neuen Krebsbachtales durch Pflanzen und Tiere voran.
Ein häufiger Besucher war der Eisvogel schon vor der Umgestaltung. Nun hat er aber auch eine Brutröhre für seinen Nachwuchs angelegt. Dort sollte man ihn unbedingt in Ruhe lassen. Von den Aussichtspunkten mit ihren Infotafeln ist der Eisvogel dagegen problemlos regelmäßig und gut zu beobachten: er fliegt immer wieder durch das neue Tälchen und nutzt auch regelmäßig die selben Sitzwarten.
Zahlreiche weitere Arten haben sich ebenfalls eingerichtet. Neben vielen Bienen und anderen Hautflüglern, die im Sand der Böschungen und Uferabbrüche zuhause sind, ist die Gruppe der Libellen zu nennen.
Ein Beispiel ist der Plattbauch, eine Art die gerade auch an immer wieder trockenfallenden Gewässern vorkommt. Die Larven des Plattbauches leben zunächst ein bis zwei Jahre am Grund des Baches, wobei sie Trockenphasen im feuchten Sand oder Schlamm überdauern. Nach Abschluss der Larven-Entwicklung jagt die erwachsene flugfähige Libelle von Ansitzen aus kleinere andere Insekten, die sie im Flug frisst.
Auf dem Bild ist ein Männchen mit dem typischen schwachblauen Hinterleib zu sehen.
Beobachtungen im ersten Sommer zeigen breites Artenspektrum
Juni 2023 / September 2023: Im ersten Sommer nach der Neugestaltung sind bereits viele typische Arten sandgeprägter Bäche und offener Sandflächen am Krebsbach zu beobachten.
Von den Pflanzen zählt die Krötenbinse dazu, die an Gewässerufern und in neu entstandenen feuchten und offenen Pionierfluren zu beobachten ist. Ähnliches gilt für die Zarte Binse und auch für die Flatterbinse. Der Reiherschnabel und das Kahle Bruchkraut besiedeln dagegen sandige und trockene Standorte.
Der Südliche Blaupfeil (Orthetum brunneum) ist eine Libellenart, die schnell neue Lebensräume erschließen kann. Die Federlibelle (Platycnemis pennipes) kommt typischerweise an Fließgewässern vor. Auch weitere Arten wie die Heidelibelle oder die Große Königslibelle fühlen sich am neu geschaffenen Bachtal bereits wohl.
Von den ausgedehnten Wasserwechselzonen und Sandbänken profitiert der Uferlaufkäfer (Elapharus spec.). Die Sandflächen nutzen auch der Sandlaufkäfer (Cicindela spec.), ebenfalls ein Pionier, sowie verschiedene Wildbienen und auch die Sandwespe (Ammophila spec.). Wichtig für diese Arten ist, dass der Sand weich und gut grabbar ist. Der Braune Grashüpfer (Chorthippus brunneus), eine verbreitete Heuschreckenart, besiedelt die Sandflächen ebenfalls.
Im Bach selbst lebt der Dreistachlige Stichling, der sich bei niedrigen Abflüssen und Trockenfallen des übrigen Bachverlaufs in Gumpen und Ausspülungen, z. B. unter Baumwurzeln und Totholz, zurückzieht. Auch der Bachflohkrebs (Gammarus spec.) kann sich in dem ständig sich verändernden Bachbett halten.
Als charakteristische Vogelart an Gewässern ist die Gebirgsstelze regelmäßiger Gast am umgestalteten Krebsbach. Der auffällig gelb gefärbte Vogel mit dem ständig wippenden Schwanz lebt überwiegend von kleinen Insekten, die er am Ufer und auch im Wasser findet.
